TOSKOVAT – Wenn Haltung als Duftflakon kommt (und das Marketing gleich mit)
Olfaktorisches Drama mit Beipackzettel
Es gibt Parfummarken, die sich Mühe geben, schön zu riechen. Und es gibt TOSKOVAT – ein rumänisches Duftprojekt, das lieber die Welt erklären möchte. Ob Dir das gefällt? Zweitrangig. Hauptsache, Du diskutierst darüber. Denn genau das ist der Mechanismus: radikale Duftkunst, gepaart mit gesellschaftlichem Kommentar, eingebettet in maximal theatralische Inszenierung. Kein Wunder also, dass sich die selbsternannten Duftkritiker:innen in den sozialen Medien wie Mücken auf überreifen Pfirsich stürzen – Stichwort: Community-Engagement als Hauptstrategie.
Zwischen Duft und Diskurs – die Kunst, nicht nett zu riechen
Gegründet vom Künstler David-Lev Jipa-Slivinschi, erhebt TOSKOVAT den Anspruch, eine olfaktorische Konfrontation zu sein. Es geht nicht um Komplimente, sondern um Reibung. Die Düfte sind oft bewusst sperrig – Extrait de Parfum mit intellektuellem Überbau. Statt floraler Leichtigkeit gibt’s verbranntes Metall, statt Harmonie: Kapitalismuskritik im Flakon. Alles natürlich aus „künstlerischer Verantwortung“ – mit einer ordentlichen Portion Selbstmythologisierung.
Parfum trifft Pathos: Willkommen im Toskovatversum
Flankiert von dramatisch anmutenden Namen wie INEXCUSABLE EVIL, ANARCHIST A_ oder I KNEW THIS WOULD HAPPEN, bringt TOSKOVAT olfaktorische Trigger-Momente mit großem Sendungsbewusstsein. Die Flakons sind minimalistisch gehalten, die Texte maximal aufgeladen. Auf der Website liest sich die Beschreibung zum Duft Empty Wishes Well wie ein Tagebuch eines verstörten Poeten mit zu viel Zugang zu Absinthe und Archivmaterial.
“I found this rusty old coin in my pocket, from somebody I can’t recall, from a place I don’t know... But now money doesn’t make wishes come true, and there is no well. They dried up...”
So oder so ähnlich klingt es, wenn man Duftkunst mit Literatur verwechselt. Unisex-Parfum? Klar – aber mit intellektuellem Eignungstest.
Was scent amor anders macht
Und hier kommt der entscheidende Unterschied ins Spiel: Bei scent amor kuratieren wir keine Duftprojekte, weil sie laut sind. Sondern weil sie Substanz haben. Unsere Auswahl folgt nicht dem Algorithmus, sondern dem Anspruch: hochwertige Rohstoffe, individuelle Signature-Düfte online bestellen, echte Parfümeure, kompromisslose Parfumkunst. Marken wie Cristian Cavagna, Filippo Sorcinelli oder Ostens beweisen: Tiefe braucht keine Pose.
TOSKOVAT hingegen bleibt das perfekte Beispiel für eine Marke, die eher als Diskussionsvorlage taugt – nicht als Begleiter im Alltag. Wer einen Duft sucht, der riecht, statt zu reden, wird bei uns fündig. Wer lieber Duft-Philosophie mit Triggerpotenzial sucht – nun ja, der möge TOSKOVAT genießen.
Duft als Kommentar – und Kommentar als Marketing
Inzwischen wirkt das Projekt eher wie ein ironisches Kunststück über sich selbst. Das Bukarester „Ataraxia“-Studio – angeblich ein Partneratelier – scheint mehr Konzept als Konkretion. Die jüngsten Kontroversen um Markenrechte, Parfümeur-Credits und die Besitzverhältnisse deuten darauf hin, dass auch hinter den Kulissen nicht alles nach ätherischem Öl duftet. Aber das muss ja nicht stören – Hauptsache die Caption auf Instagram steht. Duftkunst und Parfümeur-Handwerk bei scent amor sieht anders aus.
Und so bleibt die Marke ein gefundenes Fressen für Social-Media-Kommentare: ideal für provokante Beiträge, Shitstorms oder Lobeshymnen, die klingen wie Zitate aus einem Performance-Seminar. Was TOSKOVAT wirklich auslöst, ist weniger eine Duftrevolution als vielmehr ein Content-Tsunami mit kalkulierter Erregungskurve.
Fazit: Wer Duft will, kauft Duft. Wer diskutieren will, postet TOSKOVAT.
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